Auf Umwegen, aber immer in der Spur Bildungschancen nutzen wie Theresa Heidmeier-Armbruster
„In der Schule war ich früher eher faul“, begründet Theresa Heidmeier-Armbruster ihre Entscheidung, nach dem Fachabitur das Gymnasium verlassen zu haben. Zwar habe Sie immer den großen Traum vom Medizinstudium gehabt, sich aber immer gedacht „das schaffe ich nie.“ Heute hat sie das Abitur in der Tasche – mit einem Numerus Clausus von 1,2. Was in der Zwischenzeit passiert ist? „Ich bin ganz gut darin, Umwege zu nehmen und auch mal rechts und links vom Weg zu schauen“, lacht die 34-jährige Zweifach-Mama aus Verl. Und das ist ihre Geschichte.
Ein großer Traum & das Leben
Während der Großteil ihrer Freundinnen in die Abiturvorbereitungen geht, entscheidet sich Theresa Heidmeier-Armbruster für einen anderen Lebenslauf. Sie beginnt eine Ausbildung als Medizinische Fachangestellte (MFA) und strebt an, nach der Ausbildung als Hebamme Fuß zu fassen. Doch das Leben hat einen anderen Plan für sie: „Während der Ausbildung zur MFA habe ich meinen Ehemann kennengelernt und später hochschwanger mit meiner ersten Tochter die Abschlussprüfungen geschrieben“, strahlt Theresa Heidmeier-Armbruster. Später folgt die Geburt ihrer zweiten Tochter, ehe sie sich wieder voll und ganz auf das Thema der Aus- und Weiterbildung fokussiert. Denn das Medizinstudium will ihr nicht so einfach aus dem Kopf gehen. Und jetzt?
Der Weg zur Medizin führt zwangsläufig über das Abitur. Also recherchiert Theresa Heidmeier-Armbruster Möglichkeiten, wie sie dies auf dem zweiten Bildungsweg nachholen kann und nimmt das Angebot des Abendgymnasiums Bielefeld wahr: „Ich habe die Vormittags-Kurse besucht, jeden Tag von circa 8:00 bis 12:30 Uhr über drei Jahre. Nachmittags habe ich die Kinder bespaßt und bin einen Nachmittag arbeiten gegangen. Abends habe ich dann noch ein bis zwei Stunden gelernt und Hausaufgaben vorbereitet – dann musste mein Mann einspringen und die Kinder ins Bett bringen“, erinnert sie sich an die Zeit am Abendgymnasium Bielefeld. Insgesamt habe sie damals besonders viel Rückhalt von Ihrem Mann, aber auch den Eltern, der Schwester und den Schwiegereltern erhalten, die sie bei der Kinderbetreuung entlastet haben. Das sei der Deal gewesen. Bevor sie sich am Abendgymnasium Bielefeld angemeldet habe, habe sie sich „mit allen an einen Tisch gesetzt und über das Vorhaben gesprochen. Mir war es wichtig, dass alle einverstanden sind. Denn rückblickend betrachtet, ist das Abitur am Abendgymnasium gut zu schaffen. Als zweifache Mutter hätte ich es ohne den Rückhalt aus der Familie aber wahrscheinlich nicht geschafft.“
„Vom Abendgymnasium Bielefeld habe ich mehr mitgenommen, als nur das Abi.“
Während der drei Jahre am Abendgymnasium Bielefeld übt sich Theresa Heidmeier-Armbruster in Selbstorganisation und bringt schulische Verpflichtungen, Arbeit, Haushalt, persönliche Interessen, nicht zuletzt Familie und Freunde unter einen Hut. Es sei zeitweise eine Bewährungsprobe gewesen, gibt sie zu, aber es handele sich beim Abitur auf dem zweiten Bildungsweg „eben nicht umsonst um Erwachsenen-Bildung.“ Andererseits habe sie aber auch Motivations-Schübe durch die Lehrerinnen und Lehrer am Abendgymnasium Bielefeld erfahren: „Die Lehrerschaft ist total engagiert. Die meisten sind sehr motiviert und geben alles, um die Studierenden mitzureißen. Das würde ich mir – auch im Hinblick auf meine Kinder – ebenfalls für die Regelschulen wünschen.“ Bei ihr persönlich sei die Leidenschaft für das Schulfach Biologie geweckt worden.
Vom Abendgymnasium Bielefeld habe sie schließlich mehr mitgenommen als nur das Abi. Theresa Heidmeier-Armbruster hat eine gute Zeit an der Schule, genießt die Klassenfahrt nach Weimar und erinnert sich noch heute gerne an die selbstorganisierte Abschlussfahrt nach London. Schließt Freundschaften. Heute zähle auch eine der ehemaligen Lehrerinnen zu ihrem Freundeskreis, eine besonders enge Freundschaft schließt sie mit einer Klassenkameradin, gibt Theresa Heidmeier-Armbruster Einblick: „Dabei konnten wir uns am Anfang gar nicht mal so gut leiden, aber so beginnen meist die wertvollsten Freundschaften. Selbst unsere Kinder sind mittlerweile befreundet.“ Auch zu einigen Mitschülern sei der freundschaftliche Kontakt erhalten geblieben, gemeinsam würden sie zum Beispiel ein Mal im Jahr ein paar Tage verreisen, zuletzt nach Prag.
Von Ehrgeiz, Motivation und Wissensdurst
Ein toller Klassenverband, engagierte Lehrer, Spaß am Unterricht, familiärer Rückhalt – Voraussetzungen wie aus dem Bilderbuch. Gab es da also nie Zweifel? „Doch, die gab es“, gesteht Theresa Heidmeier-Armbruster ein, „gerade am Anfang hatte ich wie viele aus meinem Kurs Angst, nicht mehr richtig lernen zu können. Angst, dass man zum Beispiel nicht mehr in der Lage ist, Vokabeln auswendig zu lernen. Einfach, weil man ja schon erwachsen ist.“ Die Angst stellt sich als unbegründet heraus, Theresa Heidmeier-Armbruster findet sich schnell in den Lernaufwand und die Schulprozesse ein. Ehrgeiz, Motivation und Wissensdurst sind stete Antreiber. Eigenschaften, die sie auch künftigen Studierenden ans Herz legt. Denn zumindest bei ihr seien weitere Zweifel zwischenzeitlich, wenn auch kurz, noch einmal aufgeflammt. „Am Anfang ist man super motiviert. Dann gegen Ende des zweiten Semesters zog es sich ein bisschen, vielleicht durch die Doppelbelastung.“ Aufgeben und abzubrechen war allerdings schon längst keine Option mehr, allein schon der Familie zuliebe, die ihr so viel Unterstützung entgegenbrachte. Stattdessen beantwortete sie ihre Zweifel mit Ehrgeiz – „wenn ich jetzt das Abi mache, dann aber richtig.“
Mit dem Abitur in der Tasche
Eine Frau, ein Wort. Das Abitur bestand Theresa Heidmeier-Armbruster im Sommer 2018 mit einem Notendurchschnitt von 1,2. Und heute? Das lang erträumte Medizinstudium? Die Chance gab es, sagt sie. Mit dem Numerus Clausus habe sie einen Studienplatz an der Ruhr-Universität Bochum erhalten. Die Pendel-Strecke zwischen Verl und Bochum sei – insbesondere als zweifache Mutter – aber auf Dauer weder für sie noch die Familie zumutbar gewesen. Ein Umweg, aber keine Sackgasse für Theresa Heidmeier-Armbrusters Lebenslauf. Denn die Leidenschaft für Biologie bleibt. Heute studiert Theresa Heidmeier-Armbruster Biologie und Deutsch auf Lehramt an der Universität Bielefeld, will sich später im Berufsleben ein Beispiel an den Lehrerinnen und Lehrern des Abendgymnasiums Bielefeld nehmen. Und scheint angekommen zu sein.
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